Blick der Gründungsberatungen der Hochschulen auf das StartUp-Ökosystem SH

Wie sehen die Gründungsberaterinnen und Gründungsberater eigentlich die Gründungsszene in Schleswig-Holstein? Welche Trends und Herausforderungen sehen sie? Gibt es passende Förderangebote? Was fehlt? Viele technologische Gründungen und Gründungsideen entstehen an den Hochschulen im Land. Dort gibt es ein vielfältiges Angebot an Gründungsunterstützung. Und deshalb haben wir genau dort nachgefragt - Antworten aus Wedel, Lübeck und Kiel: 

Welche Trends beobachtet Ihr in Eurem Gründungszentrum? Gibt es mehr soziale oder grüne Gründungen? Gibt es bestimmte Technologietrends?

Gründungsberatung FH Wedel: Von Seiten der Gründungsinteressierten erkennen wir ganz klar einen Trend hin zu Themen, die soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit berühren. Teams der FH Wedel wie Female Lights oder toern verbinden klug vielversprechende Geschäftsideen mit dem eigenen Wunsch nach „Impact“. Aber auch technologische Trends wie künstliche Intelligenz und virtuelle Realität begegnen uns mittlerweile häufiger in unseren Gründungsberatungen.  

GründerCube Lübeck: Wir beobachten eine Zunahme von Gründungsideen im Bereich KI. 
Es erfolgen auch vermehrt Gründungen, die eine hohe Übereinstimmung bei den ESG (Environmental, Social und Governance) aufzeigen. Die Gründerinnen und Gründer denken soziale und nachhaltige Aspekte innerhalb ihrer Gründung mit. Um mehr Gründungen im Bereich Social Entrepreneurship hervorzubringen, wird von uns derzeitig ein Konzept zur Sensibilisierung und Beratung von Social Entrepreneuren auf dem Hanse Innovation Campus Lübeck entwickelt. 

Exist Muthesius Kiel: Technologien stehen bei uns natürlich nicht im Fokus. Ganz grundsätzlich beobachten wir die wachsende Berücksichtigung von Aspekten wie Nachhaltigkeit, Impact-Orientierung, allgemein sinnstiftende Tätigkeiten, partizipative Prozesse und Achtsamkeit.

Wie steht es um den Anteil von Gründerinnen oder Minderheiten bei Gründungen? Gibt es Gründe für z.B. weniger weibliche Gründerinnen o.ä.? Wie kann man z.B. weibliche Gründerinnen mehr unterstützen?

Gründungsberatung FH Wedel: Tatsächlich sind wir überrascht, wie viele unserer Teams mit Mitgründerinnen an den Start gehen, und freuen uns darüber sehr. Wir sind überzeugt, dass Gründungsneigung nicht per Geschlecht in die Wiege gelegt wird, sondern dass es zum Beispiel an uns liegt, unsere Studierenden mit Vorbildern aller Geschlechter im Rahmen von Gastvorträgen oder Mentorenprogrammen in Kontakt zu bringen um alle jungen Menschen gleichermaßen für das Thema Gründung zu sensibilisieren.

GründerCube Lübeck: Der Anteil an Gründungen unter der Beteiligung von Gründerinnen ist auf dem Hanse Innovation Campus Lübeck  immer noch geringer als der Anteil von Gründungen mit Gründern. Die Gründe sind unserer Ansicht nach u.a. ein höheres Bedürfnis nach Sicherheit seitens der Frauen bzw. eine höhere Risikoaffinität seitens der Männer. Auch Unsicherheiten hinsichtlich der eigenen Familienplanung in Verbindung mit der Gründung eines Startups seitens der Frauen spielen nach unseren Erfahrungen eine bedeutende Rolle.

Mit den Projekten WeStartup SH und Winnovation insbesondere den jeweiligen Mentorenprogrammen bestehen positive Förderungen in Schleswig-Holstein, um den Anteil an Gründerinnen zu erhöhen.

Exist Muthesius Kiel: Bei uns an der MKH entspricht der Anteil weiblicher Gründungen dem der weiblichen Studierenden und ist mit ca. 65% damit konstant hoch. Wir hoffen, dies kann auch in andere Gründungsbereiche wirken. 

 

Mit dem StartUp SH Netzwerk besteht ein hervorragendes und lebendiges Netzwerk in Schleswig-Holstein. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. Was brauchen wir im echten Norden unbedingt noch?

Gründungsberatung FH Wedel: Das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein ist zum Beispiel ein wundervolles Vehikel, mit dem vielversprechende Teams relativ einfach eine erste Förderung gewinnen können um in einem guten Jahr den Problem-Solution-Fit für die eigene Gründungsidee zu finden. Vielleicht könnte das Land über Programme für Teams mit technologisch vielversprechenden Gründungsvorhaben nachdenken, bei denen zwar erste echte Erfolge, positive Marktsignale und ein guter Geschäftsausblick vorhanden sind, aber beispielsweise aufgrund des Geschäftsmodells eine klassische Venture Capital Finanzierung nicht in Frage kommt.

GründerCube Lübeck: Um die bestehende positive Gründungsunterstützung in Schleswig-Holstein gewährleisten zu können, ist eine Entfristung der Gründungsberatungsstellen notwendig. Aufgrund der seit Jahren mit Drittmitteln finanzierten Stellen besteht eine hohe Fluktuation der Gründungsberaterinnen und Gründungsberatern, womit eine kontinuierliche Gründungsunterstützung nicht immer zu gewährleisten ist.

Exist Muthesius Kiel: Wir möchten gezielte Investitionen in dem profilbildenden Schwerpunkt Creative Entrepreneurship anregen. Durch ihre besonderen Arbeitsformen, Arbeitsorte und ihr Selbstverständnis gehen von Kreativen wichtige lokalwirtschaftliche, kulturwirtschaftliche und gesellschaftliche Impulse aus. Jährlich bildet die Muthesius Kunsthochschule viele talentierte Absolvent:innen aus, von denen später ca. 70% im Rahmen ihrer lebenslangen Karriere eine Gründung in der Kultur- und Kreativwirtschaft vornehmen. Was geschieht mit diesen kreativen Potentialen nach dem Studium und wohin wenden sich diese Nachwuchstalente? Die Erfahrung zeigt, dass eine zielgruppengenaue Ansprache und passgenaue Angebote eine Abwanderung der Kreativen in Richtung von populären Städten, in denen sie scheinbar leicht kreativkompatible Unterstützung und eine ausgeprägte kreative Szene vorfinden (wie z.B. Hamburg, Berlin) verhindern kann. 

Unsere Expertinnen und Experten

Die Exist Gründungsberatung an der Muthesius Hochschule wird mit ihrem ganzheitlichen Angebot den speziellen Bedürfnissen der Branche gerecht. Unterstützung gibt es zu einem durch individuelle Beratung, Coaching, Informationen, Vermittlung von Räumen und Infrastruktur sowie Qualifizierungsangebote bei der erfolgreichen Positionierung in der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie bei allen wichtigen Fragen zur Existenzgründung und Existenzsicherung unterstützt. Andererseits sollen gemeinsam mit den Partnern der Arbeitsgemeinschaft „Innovationsorientiertes Netzwerk StartUp SH“ hochschulübergreifende Formate initiiert werden, welche gezielt interdisziplinäre Kooperationen fördern.

Claudia Haßfurther berät seit 2008 Designer und freie Künstler in allen Fragen rund um die Existenzgründung. 

Der GründerCube ist die gemeinsame Gründungsberatung der Universität zu Lübeck sowie der Technischen Hochschule Lübeck und befindet sich auf dem Hanse Innovation Campus Lübeck. Der GründerCube beraten Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Alumni der beiden Hochschulen von der Ideengenerierung über die Erstellung eines Geschäftsmodells bis hin zur Gründung des eigenen Start-ups.

Claudia Linde arbeitet seit 2011 an der Technischen Hochschule Lübeck und begleitet Hochschulangehörige auf ihrem Weg in die Gründung.  

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