Jetzt mehr StartUp als jemals zuvor

WTSH-Onlineredaktion: Ihr habt bei Eurer Gründung das StartUp Ökosystem SH kennengelernt und an einigen Förderungen und Wettbewerben teilgenommen. Was wird denn alles geboten?

Juri Klusak: In Schleswig-Holstein hat sich in den letzten Jahren wirklich viel entwickelt und es gibt einiges an Förderprogrammen, Gründerzentren und Beratungsmöglichkeiten. Wir haben uns zu Anfang auf das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein beworben. Das war und ist eine tolle Maßnahme. Wer kein Kapital hat, um zu gründen, dem hilft das Stipendium extrem weiter, weil man ein Jahr Zeit geschenkt bekommt, um sich um seine Gründung zu kümmern. Ohne das Stipendium hätten wir vermutlich nicht gegründet. Dann sind wir mit dem StartUp Camp für 3 Monate im Silicon Valley im Plug’n’Play Accelerator gewesen. Das war eine wahnsinnig intensive Zeit. Und ziemlich aktuell waren wir im vergangenen Jahr mit dem Überflieger Wettbewerb noch einmal in den USA.

WTSH-Onlineredaktion: Betrachtet Ihr Euch überhaupt noch als StartUp?

Juri Klusak: Wahrscheinlich jetzt mehr als vor fünf Jahren. Rückblickend betrachtet haben wir gar nicht als richtiges StartUp begonnen, sondern als Serviceunternehmen. Erst Covid mit seinen weltweiten Reisebeschränkungen hat uns gezwungen, auch die technologische Hardware unseres Unternehmens zu überdenken. Und so sind wir in die Drohnenentwicklung eingestiegen und befinden uns im Moment in einer Finanzierungsrunde für ein wirklich hochtechnologisches Produkt.

WTSH-Onlineredaktion: Also gibt es einen Unterschied zwischen Gründung und StartUp?

Juri Klusak: Immer eine Definitionsfrage. Viele Gründerinnen und Gründer haben gute und skalierbare Ideen, aber DIE revolutionäre technologische Entwicklung ist es meistens nicht. Dieses „Next big Thing“ für das das Silicon Valley Vorbild ist, ist hier in Schleswig-Holstein eher selten. Für diese hoch technischen und komplexen Produkt-Ideen gibt es hier sehr wenig Infrastruktur, wenig Beratungsmöglichkeiten und vor allem auch keine Investorstruktur. Aber das Netzwerk im echten Norden bietet eine echt gute Gründungsförderung für die allermeisten Gründungen, die zu erfolgreichen Unternehmen werden können, aber eben nicht innovativ genug sind für den ganz großen Wurf.

WTSH-Onlineredaktion: Was könnte das Netzwerk in Bezug auf die hochinnovativen Gründungen verbessern?

Juri Klusak: Es gibt hier wenig bis keine regionalen Spezialisierungen. Im Grunde machen alle sehr ähnliche Dinge und beraten in der gleichen Art und Weise. In New York gibt es beispielsweise einen Accelerator, der sich nur mit Drohnen und Robotik beschäftigt. So etabliert sich dort natürlich ein ganzes anderes Netzwerk an Spezialisten, die die Ideen verstehen, bewerten und eben auch finanzieren können. So werden diese Regionen zum Magneten für alle Unternehmen und StartUps.

WTSH-Onlineredaktion: Hast Du auch noch einen Tipp für die Gründerinnen und Gründer hier in SH?

Juri Klusak: Gute Frage. Jede Gründung läuft ja anders. Hilfreich ist es auf jeden Fall mit vielen Leuten im Netzwerk zu sprechen und möglichst schnell die passenden Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu finden. Und dann priorisieren. Das Sprungbrett nutzen, das die Gründungslandschaft hier in Schleswig-Holstein bietet und sich weiterentwickeln. Das wichtigste ist, die Produktidee weiter voranzutreiben. Also kein StartUp sein, weil es cool ist ein StartUp zu sein, sondern weil man eine super Idee hat!