Unternehmenswerte im Wandel

WTSH-Onlineredaktion: Welche Unternehmenswerte sind Ihnen wichtig?

Janine Kordes: Unsere Werte nach Innen sind vor allem Offenheit und Vertrauensvoller Umgang mit und zwischen allen Mitarbeiterinnen und Miarbeitern. Die Verantwortlichkeit gegenüber den Beschäftigten in einem kleinen Familienbetrieb wie meinem ist deutlich höher als in größeren - nicht familiengeführten - Unternehmen, wir kümmern uns auch um Belange, die teilweise über das normale Mitarbeiterverhältnis hinausgehen. Bei Kunden und Lieferanten steht natürlich die Qualität der Waren, aber auch ein authentischer und wertschätzender Umgang im Vordergrund. Wenngleich wir im Bereich Chemie tätig sind, steht auch der Schutz der Umwelt und ressourcenschonender Umgang mit Wasser und Strom im Fokus. 

WTSH-Onlineredaktion: Sie haben das Unternehmen von Ihrem Vater übernommen und damit natürlich auch bestehende Werte. Leben Sie diese Unternehmenswerte noch oder haben Sie sie verändert? 

Janine Kordes: Ich ähnle meinem Vater sehr, daher habe ich die Werte weitestgehend übernommen - Qualität, Ehrlichkeit und Wertschätzung waren immer seine Grundwerte. Der Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestalte ich etwas offener als mein Vater, aber ich denke, dass das vor allem eine Generations- und vielleicht auch eine Geschlechterfrage ist.

WTSH-Onlineredaktion: Parallel haben Sie auch ihr eigenes Business Kieler Seifen gegründet - und hier natürlich eigene Unternehmenswerte festlegen können. Wie kommt man zu diesen Werten - ist das ein Prozess? 

Janine Kordes: Wir leben für Kieler Seifen die gleichen Werte, wie für Schulz. Es sind aus meiner Sicht elementare Werte. Für Kieler Seifen haben wir jedoch zusätzlich festgelegt, dass es umweltfreundliche Produkte sein sollen und bei den Seifen steht für mich im Vordergrund, dass wir möglichst wenig Inhaltsstoffe einsetzen und vor allem keine, die im Verdacht stehen gesundheitsschädlich zu sein. 

WTSH-Onlineredaktion: Wie etabliert man diese Unternehmenswerte, bzw. vermittelt diese an die Mitarbeitenden? Oder werden diese sogar von Mitarbeitenden geformt und weiterentwickelt – also sozusagen bottom-up?

Janine Kordes: Ich denke vor allem gebe ich die Werte vor, habe jedoch ein Team, dass eine ähnliche Einstellung hat, wie ich. Von daher war es nicht schwierig, die Werte umzusetzen bzw. beizubehalten. Durch das Einstellen von jungen Leuten haben wir auch aber einen Bottom-Up-Wandel, es kommen neue Impulse rein und da wir klein sind, merkt man sehr schnell, ob sich diese Impulse durchsetzen (wollen) oder nicht. 

WTSH-Onlineredaktion: Sie engagieren sich neben Ihren Unternehmen auch in vielen weiteren Projekten, wie der Initiative Frauen unternehmen, der IHK Vollversammlung, als Mentorin bei we startup, als Speaker und Moderatorin. Hat auch das etwas mit Werten zu tun?

Janine Kordes: Ja, auf jeden Fall. Ich denke, jeder, dem es möglich ist, sollte sich ehrenamtlich engagieren, es ist eine Form die Gesellschaft zu prägen und zu erhalten, dem Werteverfall entgegenzutreten. Man gibt etwas, ohne dass es monetär bemessen wird. Das ist aus meiner Sicht zum einen sehr befriedigend, zum anderen ist es eine gute Möglichkeit eben Werte zu vermitteln. Verantwortung, Ehrlichkeit - es hat auch viel mit Ehre zu tun aus meiner Sicht. Das kann als Trainerin im Sportverein, als Helfer im Heim oder auch in der Schule, beim Umweltschutz oder eben im wirtschaftlichen Umfeld sein. Man ist ein Vorbild für andere.

Mein Schwerpunkt sind junge Frauen, die sich selbständig machen wollen und häufig die ersten in ihrer Familie sind, die unternehmerisch tätig werden. Da geht es häufig nicht um Fachwissen - die sind alle sehr gut ausgebildet - aber um andere Skills, die man auf keiner Schule lernen kann. Das geht entweder auf die harte Tour oder eben, wenn man jemanden hat, den man fragen kann.