Digitalisierung der maritimen Wirtschaft

Zunehmende Digitalisierung in Wissenschaft und Wirtschaft

Die maritime Wirtschaft braucht Investitionen in die Digitalisierung, um in Zukunft international wettbewerbsfähig zu bleiben. Alle Teilbranchen der maritimen Wirtschaft haben große Chancen, durch die Digitalisierung effizienter und zukunftsfähiger zu werden: Weniger Treibstoffverbrauch, bessere Logistik, weniger Kosten. In der maritimen Logistik ist der Digitalisierungsgrad bereits hoch, ebenso in den maritimen Wissenschaften. In anderen Bereichen besteht noch großer Bedarf. Digitalisierungspotentiale bestehen jedoch noch in großen Teilen zahlreicher konservativer Branchenteile der maritimen Wirtschaft. 

Herausforderungen

Die zwei größten Herausforderungen in der maritimen Wirtschaft sind die Dekarbonisierung der Schifffahrt sowie Fachpersonal zu sichern und zu gewinnen. Die Digitalisierung spielt in beiden Feldern eine Rolle, da durch die Anwendung neuer digitaler Lösungen Effizienzen geschaffen werden.

Leiter Maritimes Cluster Peter Moller

„In weiten Teilen der maritimen Branche findet die Digitalisierung zunehmend Einzug. Triebfedern sind u.a. die Möglichkeiten Effizienzen zu schaffen – nicht nur in Bezug auf Arbeitsprozesse z.B. im Hafenbetrieb, sondern auch um Effizienz bei Schiffsantrieben und somit Emissionsreduktion zu realisieren. Darüber hinaus dienen neue digitale Lösungen zur Gewinnung und Validierung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Meeres- und Klimaforschung. Cybersecurity auf Schiffen ist ebenfalls ein hochaktuelles Thema.“, sagt Peter Moller, Projektleiter Maritimes Cluster Norddeutschland. 

Trends und Chancen - best practices aus dem echten Norden

Trend 1: Digitalisierung gegen Meeresmunition

Munition aus den beiden Weltkriegen belasten unsere Meere. In der Nordsee sind es 1,3 Millionen Tonnen, in der Ostsee 300.000 Tonnen. Neben Spreng- und Brandmunition liegen auf dem Meeresgrund auch chemische Kampfstoffe. Eine tickende Zeitbombe. Das Kieler Unternehmen north.io – vormals EGEOS – digitalisiert die Ozeane, entwickelt webbasierte, umweltrelevante Software und ist in nur zehn Jahren zum weltweit größten Hub für Munition im Meer geworden. Um der Munition auf den Grund zu gehen, hat north.io bis heute bei einem vom Land geförderten Projekt rund 250.000 historische Dokumente mithilfe von KI-Algorithmen aufbereitet. „Wir entwickeln spezifische webbasierte Software zu verschiedenen umweltrelevanten Themen“, sagt CEO Jann Wendt, „wir arbeiten unter anderem zum Thema maritimes Plastik oder gehen mit der Landwirtschaftskammer den Schwerpunkt Überdüngung an.“ Vorläufiger Höhepunkt für Jann Wendt und sein Team ist das Projekt MARISPACE-X, welches sich kurz gefasst nichts weniger als die Digitalisierung des Ozeans zum Ziel gesetzt hat und die gesamten Daten der maritimen Domäne zentral verfügbar machen möchte. Das von north.io koordinierte Projekt ist eingebettet in die europäische digitale Infrastrukturinitiative GAIA-X und wurde 2021 vom Bundeswirtschaftsministerium aus mehr als 130 Anträgen zu einem von 16 Leuchtturmprojekten aus Deutschland ausgewählt.

Trend 2: Digitalisierung für nachhaltigen Transport

Mehr als 90 Prozent des interkontinentalen Warenaustausches läuft über den Seeweg. Deutschland transportiert etwa 60 Prozent seiner Exporte und einen Großteil seiner Rohstoffimporte per Schiff. Die Häfen sichern damit einen wichtigen Teil der Grundversorgung der Bevölkerung und der deutschen Industrie. Selbstverständlich kommt hier auch Schleswig-Holstein als Land zwischen zwei Meeren eine bedeutende Rolle zu. Aus gutem Grund also hat sich die Politik das Ziel gesetzt, die Schifffahrt als klima und umweltverträgliches Verkehrsmittel zu stärken, zu modernisieren und zu digitalisieren. Mit dem Projekt „CAPTN“ (Clean Autonomous Public Transport Network) wollen Kieler Forschende und Unternehmen gemeinsam die Mobilität in Städten am Wasser revolutionieren. Und dazu gehört auch eine Flotte von Kieler Fähren, wie es sie bislang noch nicht gab. Die Initiative CAPTN (Clean Autonomous Public Transport Network) hat sich das Ziel gesetzt, eine autonome und umweltfreundliche Mobilitätskette für den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Kiel zu entwickeln. Nicht nur das Land steckt Fördermittel in das Projekt, auch der Bund hat „CAPTN“ gut sechs Millionen Euro zugesagt. Mit den Mitteln soll auf der Kieler Förde in den kommenden zwei Jahren ein Testfeld entstehen, um hier den führerlosen Schiffsverkehr zu erproben. Koordiniert wird das Projekt von der Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH. Partner sind: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Technische Fakultät, Institut für Informatik (CAU), Raytheon Anschütz GmbH, ADDIX Internet Services GmbH, Wissenschaftszentrum Kiel GmbH. www.captn.sh

Trend 3: Digitalisierung für sicheres Arbeiten an Bord

BetterClaimsSolutions (BCS) mit Sitz in Lübeck bieten mit ihrer App ein digitales Schadensmanagement für Reedereien. Ziel ist es, die Schadenbearbeitung in der Schifffahrt zu digitalisieren und das Personal an Bord optimal zu unterstützen, um so ein zeitgemäßes, modernes und sicheres Arbeiten weltweit zu ermöglichen. Das Verfahren ersetzt die noch weit verbreiteten manuellen und analogen Prozesse und trägt so wesentlich dazu bei, die Effizienz zu steigern und Kosten zu reduzieren. Ein Prozess, von dem auch die Versicherer nachhaltig profitieren. Und der auch sonst bestens ankommt. Erst kürzlich ist BSC nach der erfolgreichen Teilnahme am StartUp-Accelerator GATEWAY49 des Technikzentrum Lübeck (TZL) mit dem Innovationspreis der Lübecker Wirtschaft ausgezeichnet worden.

Förderung
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Digitalisierungsstrategie
Wie Sie zentrale Handlungsfelder identifizieren und Ihre persönliche Digitalisierungsstrategie festlegen: Mit Fragebogen und Workshop unterstützen wir Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung.
Maritimes Cluster Norddeutschland
Das Maritime Cluster Norddeutschland fördert die Zusammenarbeit innerhalb der norddeutschen maritimen Branche und schafft Schnittstellen zu anderen Branchen.

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